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Eisgeschichte, Geschichte für Senioren, Jahreszeitengeschichte, Januargeschichte, lustige Januargeschichte, lustige Kindergeschichte, lustige Wintergeschichte, Monatsgeschichte, Schneegeschichte
„Eigentlich“, sagte der Januar, „bin ich ein sanfter Monat. Ein weißer. Ein kluger. Und das sanfte weise Weiße bringe ich mit. Ich decke mein Land mit einer schützenden Schneeschicht zu, die Seen und Teiche verschließe ich mit einer eisigen Pforte. An manchen Tagen werfe ich meine Schneeflocken und Eiskristalle auch auf Straßen und Wege. Dann legt sich Stille über meine weiße Welt. Eine gemächliche Stille, die nur ein langsames Fortkommen gewährt. Die Natur holt Atem, ruht sich aus, und auch die Menschen halten inne. Jaaaaa!“ Er dehnte dieses ‚Ja’ in die Länge und sah seine Monatskollegen bedeutungsschwer an.
Die schwiegen ergriffen – oder hatte ihnen die Eitelkeit des jungen Kollegen die Sprache verschlagen? Egal. Dem Januar war es gleichgültig. Er, der junge Monat mit dem hellen Gewand, durfte das Jahr beginnen.
„Jaaaaa!“, rief er, lauter nun, in die Winterwelt hinaus. „Ich bin einzigartig, schön und strahlend. Ich, der Januar, bin der Monat der feierlichen Stille. Und dennoch komme ich mit einem Paukenschlag. Die Menschen begrüßen mich mit Jubel und Feuerwerk. Weil sie sich auf mich freuen. Auf mich und auf das neue Jahr, das ich ihnen mitbringe. Ich nämlich bin der Schöne und der Neue. Oder“, fast kicherte er nun, „der neue Schöne!“
„Unsinn!“, unterbrach ihn der Dezember. Er war gekränkt. So viel Mühe hatte er sich mit all seinen Festen gegeben! Glaubte denn der Januar, dieser Schnösel, die Menschen freuten sich mit Feuerwerk über sein Ende? „Ich!“, rief er laut. „Ich wurde geliebt. Die Menschen feiern mich deshalb am letzten Tag meiner Dezemberzeit mit einem fröhlichen Fest. Du aber musst dich erst beweisen, Kollege Januar.“
„Jeder muss sich beweisen“, protestierte der Januar. „An jedem Tag. Und ich …“
Die anderen Monate stöhnten. Sie fühlten sich etwas genervt.
„Tu das!“, brummten sie.
Und der Juni fügte hinzu: „Reden ist Silber, Schweigen Gold.“
„Und Handeln ist weiß“, sagte der Januar. Er sagte es nur leise, doch er nahm sich vor, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Voller Eifer rief er seine Helfer, die Schneeflocken und Eiskristalle, herbei und schmückte sein Land mit einem blendenden Weiß. Dann rief er seine helle Freundin, die Sonne, aus dem Süden zurück. Jeden Tag ein kleines Stück näher. Ihre Strahlen bemalten das Land mit Abermillionen funkelnder Schneeflockensternchen und verwandelten die Januarwelt in eine prachtvolle weiße Glitzerfunkelwelt. Toll sah das aus.
Der Januar triumphierte. „Und?“, rief er seinen Kollegen zu. „Entspricht mein Tun nun euren Erwartungen von einem ersten Monat im Jahr?“
Die Monate aber schwiegen. Längst hatten sie sich in weiser Stille in Winterschlaf begeben. Beifall erhielt der strahlende Januar nur vom Februar, der auf einem Koffer voller bunter Gewänder saß und mit einem, wie es schien, närrischen Grinsen applaudierte.
© Elke Bräunling
Die Geschichte der Januarfee findest du hier: Als die Januarfee das Glück suchte
Das Weiß des Monats Januar, Bildquelle © smarko/pixabay
Jeder Monat hat seine eigene Geschichte
Vom strahlenden Monat Januar
Vom fröhlichen Monat Februar
Vom eingebildeten Monat März
Vom närrischen Monat April
Vom übereifrigen Monat Mai
Vom arbeitsamen Monat Juni
Vom trägen Monat Juli
Vom ‚königlichen‘ Monat August
Vom zaudernden Monat September
Vom feurigen Monat Oktober
Vom bescheidenen Monat November
Vom festlichen Monat Dezember
Viel Spaß damit!
:)
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fudelchen sagte:
Der Januar ist mein Monat, aber ich mag ihn nicht. Keinen Schnee, keine Kälte, lieber den Sommer……aber ich bin ein Januarkind, kann ich nicht ändern.
LG Marianne ♥
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ute42 sagte:
Wenn das mit den Wetterkapriolen so weiter geht, dann fürchte ich, dass die Monate sich noch viel mehr streiten :-) Schön, deine Erzählung.
Waldameise sagte:
Oje, was haben nur die Monate mit dem Januar angestellt? Oder hatte er sich letztes Jahr verausgabt? (Oder gar zu sehr geprahlt?) Ich hab das Gefühl, der Februar ist dieses Jahr sehr vorlaut. Auch der April will schon mitmischen. Was ist nur los mit diesen Gesellen? Können die nicht mehr warten, bis sie an der Reihe sind? Armer Januar …
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